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1. Sagen - S. 71

1912 - Berlin : Oehmigke
71 Und als der Kampf nun ausgetobt, der Kurfürst dankend den Herrgott lobt, in Andacht still sein Auge senkt und kaum noch des lieblichen Kindes denkt. Da sieh, an den Panzer geklammert, schaut es zum Retter empor so lieb und traut; den wettergebrännten Kriegesmann blickt's furchtlos und glückselig an. „Was, Kleiner, du hast die ganze Schlacht auf meinem Streitroß mitgemacht? Bei Gott, wirst einst ein Ritter stark, du jüngster Krieger der ganzen Mark!" Die bärtigen Helden drängen sich dicht, den Knaben zu schauen von Angesicht. Da plötzlich, o Wunder! das zarte Kind steigt hoch im Sattel; der Sommerwind trägt's in die Luft, zur Sonne empor. Noch einmal streckt es die Händchen hervor aus dem luftigen Schleier, umstrahlet von Gold, als wenn es den Fürsten segnen wollt'. — Verwundert halten die Reiter da. Das Kindlein keiner wiedersah. Der Knabe mit dem blonden Haar der Schutzgeist der Hohenzollern war. Wie er beschirmt den großen Ahn, so folgt er aller Zollern Bahn; im Kriegessturm, bei jedem Ritt die „märkische Treue", die reitet mit. W. Böhm. 56. Sage von Frau Harke. Vöör ollen Tiijen hett upp de Stoellensche Barge ene groot- müchtige Riesenfruu woant, dee hett Fruu Harke, ännere seggen ook Fruu Harfe, geheeten. Dee hett moal enen groten Steen her to soaten kreegen und hett doamett den Hoarelbargschenz *) Havelbergsche.

2. Deutsches Lesebuch für Prima - S. 22

1887 - Berlin : Springer
22 I. 2. Scheppig: 12 Inseln des großen Oceans erheben sich die Flaggen der europäischen Nationen, die den Augenblick erwarten, wo der atlantische Ocean einen ebenbürtigen Rivalen im Völkerverkehr erhält. So steht die moderne europäische Kultur auf gewaltigem Raume da. Schon ist, wenigstens in den äußersten Umrissen, umspannt, was das klimatische Gesetz zu umspannen erlaubt. Sie wird getragen von Zahlen, wie sie weder der Bereich der römischen Herrschaft, noch auch der der mittelalterlichen Kirche gekannt hat. Ist es wahrscheinlich, daß die Draußenstehenden imstande sein werden, sie zu zerstören? Noch sind sie in der Mehrzahl; auch eine selbständige Kultur besitzt ihre größte Gruppe und was die Mongolen in spasmodischem Drange vermögen, lehrt die Geschichte. Dennoch fürchtet niemand mehr im Ernst, daß die europäische Völkergemeinschaft auch nur so weit überrannt werden könne, wie das römische Reich von den Germanen. Ganz andere Mittel zur Verteidigung als die alte hat die moderne Kultur ihren Söhnen in die Hand gegeben und nicht mehr durch bloße physische Kraft, sondern erst, wenn sie von ihr gelernt haben, können die Gegner ihr gefährlich werden. Teile des Ganzen mögen immerhin für eine Zeit wieder abgerissen werden: wie viele Glieder müßten aber verstümmelt sein, um dem Gesnmtkörper das Fort- leben unmöglich zu machen! — Und nicht bloß ausgedehnt in Gebietsraum und Zahl ist die moderne Völkergemeinschaft — es ist auch eine Enge der Vergesellschaftung bei ihr eingetreten, wie sie die älteren Völkerkreise nicht kannten. Weit liegen ihre Gebiete auseinander; aber menschliche Thatkraft und Erfindsamkeit hat die Entfernungen wirksam zu verringern gewußt. Durch Kanäle werden die Erdteile auseinander gerissen, um dem Seeverkehr kürzere Bahnen zu eröffnen, Schienenwege legen sich über die Kontinente und über- schreiten in schwindelnden Höhen oder durch lange Tunnel einst hemmende Gebirge — auf Meer und Land führt die gebändigte Dampfkraft den Menschen und seine Güter in sausender Eile dahin, während der elektrische Funke seinen Gedanken mit Blitzesschnelle voranträgt. Viele und verschiedene Völker bilden die große Gemeinschaft; aber der große Strom der europäischen Kultur, in dem sie stehen, macht sie unter sich ähnlicher als die einzelnen ihren Vor- fahren sind. Keine gemeinsame Kirche hegt sie in ihrem Schoße; aber wenig- stens der Gedanke des Christentums ist Gemeingut geworden, der allen Menschen Menschenrecht gewährleistet. Kein Staat oder Staatenbund eint sie politisch, aber der lebhafteste Verkehr hat, wie vordem im Einzelstaat, eine Arbeitsteilung geschaffen, die mehr und mehr zur Weltwirtschaft führt und damit, als stärkstes Bindemittel, eine Interessengemeinschaft stiftet, die den Schaden des einzelnen zum Schaden aller macht. Diese zunehmende Enge der Vergesellschaftimg macht in immer höherem Grade eine Zerstörung durch innere

3. Deutsches Lesebuch für Prima - S. 41

1887 - Berlin : Springer
Landes-Natur und Kultur. 41 bemüht, dem sterilen Boden durch Zuführung neuer Stoffe eine erhöhte Kraft zu geben, neue Kulturen einzuführen, die Schwierigkeiten, welche dem Verkehr die Dimensionen des Raumes oder natürliche Hindernisse in den Weg legen, durch den Ban von Brücken und Kanälen, von Chausseen und Eisenbahnen, durch die Durchstechung von Bergen oder von Isthmen zu beseitigen; sie ist bemüht, das, was dem eigenen Lande fehlt und gleichwohl dem Menschen nützlich oder angenehm ist, aus anderen Ländern herbeizuschaffen, und hat in der Belebung des Handelsverkehrs einen der mächtigsten Hebel der Kulturentwickelung in Bewegung gesetzt. In beiden Füllen, — mögen die Kräfte des Landes dem Menschen hilfreich in die Hand arbeiten oder ihm den Dienst versagen — in beiden Fällen bildet die physische Beschaffenheit des Landes den Angelpunkt, um den sich alle Arbeit der materiellen Kultur dreht. Sie ist das Maßgebende und Anregende, das menschliche Thun ist das Produkt ihrer stillen und stetigen Triebkraft. Alle diese Beziehungen sind sonnenklar; und daraus folgt unmittelbar, 5 daß wir die Leistungen eines Volkes auf diesem Gebiete unmöglich beurteilen können, wenn wir uns nicht zuvor vergegenwärtigt haben, welche Aufgaben seiner Kulturarbeit in einem gegebenen Momente von der Natur gestellt waren und welche es wirklich gelöst hat, d. h. daß wir ohne Einsicht in die geographischen Verhältnisse nicht zu einem vollen Verständnis der Geschichte gelangen können. Aber nur wenige erinnern sich daran, daß die Natur in allen diesen Dingen uns mit sanftem Zügel, doch fest und sicher leitet und vorwärts führt; und eben deshalb verkennt und unterschätzt man zu sehr den maßgebenden Einfluß dieser unverrückbaren, regierenden Kraft. Man könnte nun leicht meinen, daß der Mensch durch jeden Fortschritt 6 in materieller Kultur, namentlich durch solche Errungenschaften, welche die Mängel in der physischen Ausstattung seiner Heimat auszugleichen imstande sind, sich mehr und mehr von der Natur emancipiere, daß seine Abhängigkeit von den geographischen Bedingungen sich mehr und mehr lockere. Aber diese Ansicht ist nur in sehr eingeschränktem Maße richtig, und ihre Prüfung führt uns unmittelbar zu der besonderen und weit hervorragenden Bedeutung, welche die Geographie gerade für die Geschichte des Altertums besitzt. Was der Mensch auch leisten mag in dem Streben, die Mängel der physischen Verhältnisse seines Wohnorts auszugleichen, — immer sind es die Kräfte der Natur, mit denen er arbeitet. Er nimmt die Kraft des Dampfes und die Geschwin- digkeit des elektrischen Stromes in seinen Dienst, um die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die räumlichen Dimensionen ihm in den Weg legen; er benutzt die Produkte des Auslandes, um zu ersetzen, was ihm die Heimat versagt, und in demselbem Maße, wie er sich von der Heimat emancipiert, vervielfältigt und verstärkt sich durch die Nahrungs- und Genußmittel ferner

4. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 328

1911 - Breslau : Hirt
328 dem Bahnhöfe zu. Wir wollen die Heimat für kurze Zeit verlassen, um auf Hollands herrlichen Eisbahnen unsre Kräfte zu erproben. Der führende Sportgenosse erwartet uns bereits an der Bahn. Gut, daß wir ihn haben; denn er kennt als „alter Holländer“ die Wege und ist zudem mit einer trefflichen Karte ausgerüstet. Der Deutsche studiert mit Eifer die Kadfahrkarte; den Holländer interessiert vor allem seine „Yskart“, in die sämtliche Kanäle und Seen, die für den Eislauf in Be- tracht kommen, sorgfältig eingezeichnet sind. Der Frühzug bringt uns nach Neuschanz und dann nach kurzem Aufenthalt über die Grenze noch Ahnschoten, einem reizenden Städtchen, das auf den Fremden, der zum ersten Male Holland betritt, gleich einen gewinnenden Ein- druck macht. Die kleinen hübschen Häuser reden von holländischer Sauberkeit, Licht- und Earbenfreude. Wir erreichen nach kurzer Wanderung den Kanal, schnallen unter und dann: Frisch auf zu fröh- licher Fahrt! Der Ostwind faßt uns hilfreich in den Rücken, unsre langen „Hol- länder“ holen tapfer aus. Wer auf Hollands Kanälen längere Tages- touren machen will, darf nicht auf Eisen-Schlittschuhen, die bei uns vorherrschend gebraucht werden, laufen. Er würde bald ermüden und müßte dazu manches mitleidige Lächeln seitens der Holländer ein- stecken. Wir passieren in eiliger Fahrt Scheemda, Zuidbrock, Hoge- zaiid und Sappermeer. In den Ortschaften, die sich endlos am Kanal, ihrem Lebenselemente, entlang ziehen, ist das Eis manchmal recht mäßig, trotz der vielen Bahnfeger. Man läuft in Holland fast überall auf gefegten Bahnen. Die Bahnfeger werden von den Gemeinden be- stellt, wenigstens in dem Haupt-Eisgebiet, der Provinz Friesland. Sie erwarten aber von dem Läufer, mindestens von dem fremden, eine kleine Extravergütung — in Friesland bescheiden, in der Provinz Gro- ningen vorlaut, ja frech. Hier empfangen sie den Flüchtigen schon von weitem mit dem Rufe: „Bietjefor debaanfegers!“ Da muß man sparsam wirtschaften, höchstens hin und wieder einen Cent opfern, sonst wird das Vergnügen zu teuer. 2. Gegen 4 Uhr treffen wir in Groningen ein. Welch gewaltiger Trubel herrscht dort auf dem Eise! Auf dem Kanal, der die Stadt um- kreist, huldigt jung und alt dem Eissport. Wir haben Gelegenheit, ein Stück holländischen Volkslebens zu studieren. Hier müht sich ein kleiner Knirps, der eben die ersten Hosen trägt; dort versucht ein altes Mütterchen, ob die Beine noch tragen. Hier messen sich ein paar Jungen im Schnellauf; dort fliegt eine lange Kette, Männlein und Weiblein in

5. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 329

1911 - Breslau : Hirt
329 bunter Reihe durcheinander, an uns vorüber. Alles strebt vorwärts; Kunstlaufen, wie wir es bei uns gewöhnt sind, kennt der Holländer nicht. Wir halten in einer ,,Melkbude“ Einkehr, um den inneren Men- schen durch eine Tasse Melk, d. i. Schokolade, zu erwärmen. Die Melkbuden, kleine Zelte mit Holzbänken an den Wänden und dem schönsten Naturparkett, trifft man namentlich in Friesland häufig an. Die Stahlschuhe an den Füßen, sitzen die Gäste um den dampfenden Kessel herum und schlürfen behaglich den braunen Trank. Nach kurzem Verweilen und nachdem der billige Preis von 5 Cents erlegt ist, setzen sie ihren Lauf fort. Der Trubel währt bis in die neunte Abendstunde. Wir halten aber nicht bis zum Schlüsse aus; denn der Magen knurrt heftig, was er nach angestrengtem Eislauf ja immer mit besonderer Liebe zu tun pflegt. Er kam im Hotel zu seinem Rechte; denn unser Wirt wußte genau, was einem Menschen, der stundenlang auf Schaatsen^O wacker gearbeitet hat, zukommt. Die letzten Abendstunden verbringen wir in einem Konzert. In der „Harmonie“, einem großen Konzerthause, war das kunstverständige Publikum Groningens versammelt und lauschte den Tönen deutscher Meister. Der erste Tag war schön ausgeklungen; was mag der kommende bringen? 3. Schlag 6 Uhr verlassen wir unser Lager und nehmen bald darauf von dem gastlichen Groningen Abschied. Wir benutzen bis Fisfliet die Bahn und gelangen von dort nach kurzer Wanderung an den großen Kanal, der nach Friesland führt. Die aufgehende Wintersonne schickt ihren Gruß, einen herrlichen Tag verheißend; wir erwidern ihn mit einem fröhlichen Wanderlied. Mit frischen Kräften stürmen wir auf guter Bahn nach Westen. Das Auge schweift im Fluge über die end- lose Ebene, die sich zu beiden Seiten des Kanals ausbreitet, deren ein- ziger Schmuck die zahlreichen Wassermühlen sind. Wir laufen auf Frieslands Bahnen. Man merkt es deutlich, daß hier dem Eise große Sorgfalt gewidmet wird. Die Bahnen sind in bester Ordnung; Schilder mit der Aufschrift: „Gefahrlik Vs" warnen den Läufer vor unsicheren Stellen; Wegweiser, die am Zusammenflüsse mehrerer Kanäle im Eise errichtet sind, sorgen für Aufklärung des Geländes. In der Umgebung der Ortschaften sind meist zwei gleichlaufende Bahnen hergerichtet worden, und große Schilder inmitten der Kanäle verkünden: „Ryders^l rechter Baan honden.“ Daneben ist dann noch häufig eine besondere Bahn für den Schlittenverkehr als solche kenntlich gemacht. Ein uniformierter Aufseher eilt an uns vorüber. Er prüft im Auf- träge seiner Gemeinde das Eis und kontrolliert Brücken und Bahnfeger.

6. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 331

1911 - Breslau : Hirt
331 unter und legen die Strecke bis Leeuwarden auf Schaatsen zurück. Bei einbrechender Dunkelheit sind wir dort; eine gute Tagesleistung ist vollbracht. 5. Das neue Jahr bringt Tauwetter. Der Wind ist Südwest, ein leichter Nebel lagert über der Landschaft. Wir fahren mit dem Früh- zuge nach Südwesten, nach Sneek, um mit dem Winde nach Leeuwarden zurücklaufen zu können. Das Eis hat noch nicht gelitten, der Nebel stört uns wenig. Hier und da lugt ein nahes Kirchlein hervor, die Glocken tragen uns den Neujahrsgruß herüber. Mit Windeseile sausen wir durch den stillen Morgen und sind nur gar zu bald wieder in der Hauptstadt. Dort hoffen wir ein Wettrennen (Hardrydery op Schaatsen), noch dazu ein Damenrennen, ansehen zu können. Leider vergeblich; das Rennen fiel wegen zu schwacher Beteiligung aus. Darum weiter auf der Fahrt nach Norden, wo Dokkum unser letztes Reiseziel sein soll. Auf halbem Wege, in dem Dorfe Oudkerk, hatten wir Gelegenheit, einem Männer- rennen zuzuschauen. Vor mir liegt ein Blatt mit der Überschrift: Ysclub Oudkerk, Hardrydery op Schaatsen; dann folgen die Namen der Renner. Ich betrachte es mit Vergnügen; denn es erinnert mich an ein paar schöne Stunden, an ein seltsames, wunderbares Schauspiel. Als wir am Neu- jahrsmorgen Leeuwarden verlassen, faßt uns eine frische Südwestbrise in den Rücken und treibt uns in fliegender Eile vor. Bald ist das kleine Dorf Oudkerk erreicht; eine Fahne, die weithin sichtbar vom Kirch- turm herab weht, winkt uns den Willkommensgruß entgegen. Der Fest- platz ist bei unsrer Ankunft noch fast leer, und wir benützen die Ge- legenheit, alles gehörig zu beschauen. Der Platz befindet sich auf einer seeartigen Erweiterung des Kanals, nahe bei dem Dorfe. An seiner äußeren Grenze erhebt sich ein Pfahlzaun, der die Neugierigen, die das Eintrittsgeld nicht opfern wollen, fernhält. Inmitten der Fläche ist durch zahlreiche hohe Fahnen ein 160 Meter langes und 20 Meter breites Rechteck abgegrenzt worden, das die Rennbahn darstellt. Die Fahnen- stangen sind in das Eis getrieben; von Stange zu Stange spannt sich ein Seil, um die Zuschauer am Betreten der Bahn zu hindern. Die Bahn ist durch eine niedrige Holzbarriere der Länge nach halbiert, so daß jedesmal zwei Ryders gleichzeitig rennen können. Vor den Breitseiten liegt je ein kleines Garderobenzelt; an der einen Längsseite erhebt sich ein mächtiges Erfrischungszelt. 6. Gegen Mittag wird es im Dorfe lebendig. Musik schallt zu uns herüber und verkündet, daß der Kampf jetzt bald beginnen soll. Sieh,

7. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 333

1911 - Breslau : Hirt
333 drei- bis viertausend festfreudige Menschen herab. Welch ein bewegtes, vielseitiges Bild! Wir freuen uns über den prächtigen Menschenschlag. Die Männer sind durchweg große, schlanke Gestalten, durch ihre Tracht nicht merklich ausgezeichnet; die Frauen, nicht minder hochgewachsen und edel geformt, haben teilweise noch ein Stück aus der Tracht früherer Jahrhunderte beibehalten, nämlich den Kopfputz. Ein glänzender Helm, meistens ein Goldhelm, umfängt das Haupt der verheirateten Bäuerinnen; eine anmutige Spitzenhaube bildet den Rahmen. Die Menge ist in ständiger Bewegung, die nur dann unterbrochen wird, wenn ein Läuferpaar sich zum Entscheidungskampfe anschickt. Dann drängt alles an die Barriere, um die Schaulust zu befriedigen. Sind die Läufer durchs Ziel geflogen, so wird die Promenade fortgesetzt, immer rund um den Rennplatz herum. Verwunderlich ist die Ruhe, die bei all dem Treiben herrscht. Kein Zuruf an die Läufer wird hörbar, nicht einmal dann, wenn zwei bekannte Größen um den Sieg ringen. Der Friesländer ist eben als echter Sohn des Flachlandes ein kühler, ruhiger Mensch. Ein temperamentvoller französischer Reiseschrift- steller sagt in dieser Beziehung: ,,Friesland ist das eisigste Land der Welt. Die Regel zerstört da die Begeisterung; die Vernunft hält jeden Aufschwung des Gefühls in Schranken; das Nachdenken verbannt alles Entzücken. Man bringe den Ätna, wenn er in vollem Ausbruche be- griffen ist, hierher — nach Verlauf von acht Tagen wird selbst er nicht mehr rauchen." Nun, um ein solch hartes Urteil fällen zu können, muß man eben heißes Franzosenblut in den Adern haben; wir Nord- deutschen haben uns mit dem gemessenen Wesen der Friesländer ganz gut abgefunden. Wir würden gern noch länger unter ihnen verweilt haben, um den Schluß des Rennens zu erleben; aber die hereinbrechende Dämmerung mahnte uns an den Aufbruch. Um ein schönes Erlebnis reicher, segelten wir nordwärts nach Dokkum, wo wir von Frieslands herrlichen Eisbahnen mit dankbarem Herzen Abschied nahmen. 8. Wettrennen, wie das oben geschilderte, finden fast in sämtlichen Städten und Dörfern Frieslands statt; seltener sind die Dauerrennen. Der berühmteste Dauerlauf ist der ,,Elfstedentochtu, der nicht allein für Friesland, sondern für ganz Holland ein hervorragendes Ereignis bedeutet. Das erhellt aus der Tatsache, daß er vom ^Niederländischen Bund für Körpererziehung“ ausgeschrieben wird, und daß auf der dies- jährigen Teilnehmerliste Namen aus Amsterdam und Utrecht zu lesen waren. Der Lauf führt über die elf Städte Frieslands; daher der Name. Die Länge der zu durchlaufenden Strecke beträgt fast 200 Kilometer,

8. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 334

1911 - Breslau : Hirt
334 die Zeitdauer 13 Stunden. Die Reise beginnt um 5 Uhr morgens in der Provinzhauptstadt Leeuwarden und endigt daselbst am Abend des- selben Tages. Bei jeder der elf Städte wird ein Kontrollposten auf- gestellt, bei dem die Läufer ihre Teilnehmerkarte zeichnen lassen müssen. Alle Ryders, die den Toclit innerhalb der vorgeschriebenen Zeit durch- führen, erhalten ein Erinnerungskreuz; die besten Leistungen werden außerdem durch Medaillen bewertet. Die Einrichtung und Leitung des Elfstedentochtes besorgt der „Erlösche Ysbond“, der überhaupt als Urheber der großartigen Eis- verhältnisse Frieslands anzusehen ist. Durch dreißigjähriges Bemühen hat er es dahin gebracht, daß heute Provinz- und Gemeindeobrigkeit dem Eise die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Bei eintretendem Froste werden jetzt durch Verordnung der provinzialen Behörde sämt- liche Stromschleusen geschlossen, damit die Eisformung nicht durch den Strom gehemmt wird. Die Dampfschiffe werden zum Stilliegen gezwungen; sie dürfen das Eis nicht zerbrechen, solange die Brücken verschlossen sind. Die Binnenschiffahrt unterliegt also dem allge- meinen Eisinteresse. Beinahe alle Gemeinden haben Eisverordnungen herausgegeben, in denen das Anlegen, Unterhalten und die Benutzung -Nder Eisbahnen geregelt wird. Sämtliche Weg- und Eisenbahnbrücken öffnen sich jetzt, wenn hochbeladene Schlitten passieren müssen. Das alles geschieht aber nicht allein des Vergnügens halber, sondern haupt- sächlich in Rücksicht auf den Nutzen. In Friesland mit seinem dichten Netz von Flüssen, Kanälen und Seen spielt sich ein großer Teil des Güterverkehrs im Winter auf dem Eise ab. Ja, manche Dörfer und Höfe, die an Seen und in sumpfigen Niederungen liegen, sind im Winter nur über das Eis zu erreichen. Der „Friesche Ysbond“ darf deshalb mit Recht und mit Stolz bekennen, daß er ein tüchtiges Stück Kulturarbeit für Seine Heimat geleistet hat. N. Bernett. (Der Jugendwart.)

9. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 335

1911 - Breslau : Hirt
D. Aus der Geschichte 175. Das Lied der Deutscben. Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt, wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält von der Maas bis an die Memel, von der Lisch bis an den Belt — Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt! 2. Deutsche grauen, deutsche Treue, deutscher wein und deutscher Tang sollen in der Welt behalten ihren alten schönen Klang, uns zu edler Tat begeistern unser ganzes Leben lang, — deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher wein und deutscher Tang! Z. Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach laßt uns alle streben brüderlich mit kferz und Lfand! Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand. — Blüh' im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland! Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

10. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 327

1911 - Breslau : Hirt
— 327 173. Deutsches sscmb und Pols im Polksmunde. (Ein richtiges Berliner Rind nruß mit Spreewasser getauft sein. 2. Fläming, arm an Born — reich an Koni. 3. Lin rechter p teufte alter Art trägt seinen pelz bis Himmelfahrt; wenn man aber schreibtzohannh so zieht er ihn schon wieder an. 4. Der Schlesier kann den Sonntagsrock nicht anziehn, ohne dabei zu singen. 5. Lr hat einen pommerschen Magen; der kann Kieselsteine ver- tragen. 6. Lin Westfale spricht nicht, wo er schlagen kann. 7. Der Thüringer wird mit der Geige geboren und der Llber- felder mit dem Regenschirm. 6. charzer Kind, äußerlich arm und gedruckt, innerlich reich und geschmückt. 9. Men Gott liebhat, dem gibt er eine Wohnung im Mansfelder Lande. t0. Auf dem Westerwalde brauchen die Kirschen zwei Jahre Zeit, um reif zu werden. U- Großer Rhein — saurer Wein; kleiner Rhein — süßer Wein. \2. Die Nordsee — eine Mordsee. Itt. plant. (Deutsches Land und Bolk im Volksmunde.) 17-1. Auf Hollands Eisbahnen. 1. Der Wind sitzt im Osten, und das Thermometer sinkt unter Null; endlich haben wir Hoffnung auf Eis. Es ist auch die höchste Zeit; denn die Schlittschuhe werden rostig, wenn sie nicht bald Arbeit be- kommen. Das alte Jahr besinnt sich auf seine winterlichen Pflichten; noch kurz vor seiner Abreise ins Meer der Vergangenheit beschert es uns Eis. Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk; darum keine Zeit ver- lieren! Hinaus in den goldenen Wintersonnenschein; hinaus auf die glänzende Bahn, die vom Froste erklingt! Uns bleibt noch Zeit genug, hinterm Ofen zu träumen. Wir schreiben den 30. Dezember. Noch ehe der feurige Sonnenball über den Horizont heraufklettert, sind wir auf den Beinen und wandern
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